???taktlos.11??? Festival für grenzüberschreitende Musik???
27. Mai 2011 20:00 | bis | 29. Mai 2011 20:00 |
??? Rote Fabrik, Aktionshalle, Zürich ???|???CHF. 45.–/35.– Erm. Reservation.???|???
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Jacques Demierre & Urs Leimgruber 6ix
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Angelika Niescier Sublim III
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Hélène Labarrière Quartet
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Koboku Senjû
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Jürg Wickihalder European Quartet, feat. Irène Schweizer
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Emile Parisien Quartet
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Benjamin Herman Quartet
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Nik Bärtsch’s Ronin
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|//Das taktlos.11 ist das achtundzwanzigste seit 1984. Mehr als ein Vierteljahrhundert mit waghalsiger Musik zwischen den Genres und abseits des Mainstreams liegt hinter uns.
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Es geht weiter im Grenzbereich zwischen Jazz, freier Musik und Musique concrète. Während dreier Tage sind fünf Quartette, zwei Quintette und ein Sextett zu hören. Beteiligt sind sechsunddreissig MusikerInnen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland, Dänemark, Norwegen, England, Korea und Japan. Schon vor einigen Jahren hat sich ein höheres Selbstbewusstsein in der europäischen Szene abgezeichnet. In den ersten Jahren lag der Programmschwerpunkt oft auf Deutschland, England, Holland und den USA. Später kamen vermehrt die skandinavischen Länder dazu. Zum ersten Mal in der Geschichte des Taktlos sind keine MusikerInnen aus den USA, dem Stamm-land des Jazz, beteiligt. Der Fokus liegt dieses Jahr auf MusikerInnen und Gruppen aus Europa und der Schweiz.
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Die beiden international besetzten Formationen fühlen sich stark zur freien Musik hingezogen. Koboku Senjû ist eine japanisch-norwegische Freundschaftsbeziehung, und in Jacques Demierre & Urs Leimgruber 6ix ist die grenzüberschreitende europäische Szene gut vertreten. Selbst die aus Korea stammende Okkyung Lee ist nach einer Zwischenstation in den USA jetzt in Berlin angekommen. Die basisdemokratisch orientierte Musik der beiden Gruppen ist nicht mehr mit dem Freejazz der sechziger und siebziger Jahre zu vergleichen. Sie haben ein feines Gespür für Dynamik ent-wickelt, lassen viel Spielraum für flächige Soundscapes und spannungsvolle musikalische Bögen. Es ist fein ziselierte und abenteuerliche Musik, angesiedelt zwischen Komposition und Improvisation.
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Bei den übrigen sechs europäischen Formationen sind auch einige reizvolle Quervergleiche möglich. «Drum ’n’ Bass» bilden den Kern des Geschehens und sorgen für die gute Erdung. Es sind Bands, die schon seit einigen Jahren gemeinsam unterwegs sind und auf ein Repertoire zurückgreifen können. Im Quartettder Bassistin Hélène Labarrière aus Paris und dem des Saxofonisten Benjamin Herman aus Amsterdam sorgen die Gitarristen Hasse Poulsen und Anton Goudsmit für die Gemeinsamkeiten. In den anderen vier Gruppen sind es die Saxofon/Piano-Paarungen. Angelika Niescier und Florian Weber aus Köln, Emile Parisien und Julién Tourey aus Paris, Jürg Wickihalder und Irène Schweizer, Nik Bärtsch und Sha aus Zürich respektive Bern. Die Übereinstimmung besteht aber nur an der Oberfläche und auf dem Papier. Musikalisch betrachtet, kommen die unterschiedlichsten Konzepte zur Anwendung. Sie reichen von Nik Bärtschs abgezirkelten «Modulen» bis zu den gemeinsam entwickelten Kompositionen des Emile Parisien Quartet. Aber sie sind alle dabei, die Rhythmen des 21. Jahrhunderts zu erfinden, mäandern zwischen lyrischen Teilen und hochexplosiven expressiven Grooves. Ihr Verhältnis zur Tradition ist unverkrampft und der Spass an der Musik gross.
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Das Taktlos lässt dieses Jahr viele neue Beziehungen entstehen. Von den sechsunddreissg beteiligten MusikerInnen treten sechsundzwanig erstmals im Rahmen des Taktlos auf. Dorothea Schürch, Ernst Glerum, Jacques Demierre, Roger Turner, Urs Leimgruber, Hasse Poulsen, Eivind Lønning und Fabian Gisler konnten Sie während der vergangenen siebenundzwanzig Wochenenden schon begegnen, jedoch nie in Formationen wie am taktlos.11. Es sind also Entdeckungen zu machen, Geheimnisse werden gelüftet, und für Überraschungen ist gesorgt.
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Die Pianistin Irène Schweizer feiert an 2. Juni ihren 70. Geburtstag. Am 11. April wurde sie mit einem Solorezital vor vollen Rängen und Standing Ovations im grossen Saal der Tonhalle offiziell geehrt. Sie war seit 1984 auch im Rahmen des Taktlos zu hören, und in den Anfängen organisierte sie mit und sass auch mal an der Kasse. Die freien Gruppen mit Maggie Nicols, George Lewis, Paul Lovens, Lindsay Cooper, Günter Sommer, Joëlle Léandre und anderen sind in bester Erinnerung. Ebenfalls das Quartett mit Karen Borca, William Parker und Andrew Cyrille. Die Duos mit den Schlagzeugern Han Bennink und Hamid Drake bleiben unvergesslich. Als sie nach ihrer Wunschformation für das taktlos.11 gefragt wurde, gab es eine schnelle Antwort: «Wicki mit dem European Quartet». Voilà!
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Das «Fest des flüchtigen Augenblicks» für neugierige MusikliebhaberInnen geht weiter. Die Bedingungen für die MusikerInnen werden zwar zunehmend härter. Auftrittsorte verschwinden von der Landkarte, es tauchen aber auch erstaunlich viele neue Bühnen auf. Kleine und grosse Städte leiden unter der finanziellen Situation. Sparbemühungen treffen oft die Nischenbereiche des Kultursektors und nicht die grossen und gut ausgestatteten Häuser. Viele Festivals setzen deshalb verstärkt und nicht nur aus Kostengründen auf das nationale und europäische Schaffen. Was bleibt: Den abenteuerlichen und grenzüberschreitenden Experimenten gehört die Zukunft.
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Fredi Bosshard, April 2011, Fabrikjazz Zürich
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