taktlos ::Festival für grenzüberschreitende Musik :
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◼︎ ◼︎ ◼︎ ◼︎ Editorial taktlos.16 ◼︎
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◼︎ ◼︎ ◼︎ ◼︎ «Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.» Dieser Aphorismus wird verschiedenen Berühmtheiten in den Mund gelegt. Man kann ihn auch für das Taktlos verwenden. Dieses Jahr werden Sie viel Neues und Unbekanntes zu hören bekommen, aber auch Bekanntes in einer selten gehörten Form. So tauchen politische Songs auf, diejenigen von Brecht/Weill werden in norwegisch gefärbtem Deutsch oder auf Serbokroatisch gesungen. Sie passen zu diesen desolaten Zeiten.
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◼︎Seit den ersten taktlosen Tönen im orwellschen Jahr 1984 sind über drei Jahrzehnte mit waghalsiger Musik zwischen den Genres und abseits des Mainstreams vorbeigezogen. Weit über tausend MusikerInnen waren an den rund 300 Konzerten beteiligt, die an 95 Tagen stattgefunden haben. Nun folgen in der 33. Auflage wiederum drei Tage mit 31 meist jungen MusikerInnen, von denen nur acht an einem der früheren Festivals zu hören waren. Es sind also vor allem Entdeckungen zu machen. Am Donnerstag und Freitag ist für Überraschungen gesorgt, und am Samstag – dem 98. Konzerttag – spielen und singen ausschliesslich MusikerInnen der jungen Wiener Szene erstmals im Rahmen des Taktlos.
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◼︎Dieses Jahr stehen in der Roten Fabrik ein Sextett, ein Quintett, drei Quartette, ein Trio, ein Duo und zwei Solisten aus einem artenreichen Biotop auf der Bühne. Es sind MusikerInnen aus Norwegen, Österreich, Slowenien, Serbien, Bosnien/Herzegowina, Bulgarien, den USA und der Schweiz. Erstmals fehlen MusikerInnen aus den «traditionellen» Ländern des europäischen Jazz und der Improvisation. Diejenigen aus den slawischen Ländern haben alle in Wien eine neue Heimat gefunden und waren in der Geschichte des Taktlos bisher selten zu hören. Unvergessliche Ausnahmen sind Iva Bittová und Bratko Bibic.
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◼︎Jelena Popržan von Madame Baheux besingt in imaginärem Experimentalwienerisch lokale Freundlichkeit und Vernichtungswünsche, also «… das Verhältnis zwischen den Einheimischen – also den Zuagrasten von gestern – und den Zuagrasten von heute, also uns». Da passt es, dass am gleichen Tag die Aufführung von Elfriede Jelineks «Die Schutzbefohlenen» stattfindet. Die Produktion startet im Schauspielhaus und bewegt sich über verschiedene Stationen schliesslich in die Rote Fabrik. Nach dem aufwühlenden Parcours bringt Madame Baheux das Publikum wieder zum Tanzen.
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◼︎Fabrikjazz versucht seit den Anfängen in den achtziger Jahren, den MusikerInnen gute Bedingungen und den BesucherInnen anspruchsvolle Konzerte zu moderaten Preisen zu bieten. Ein solch unabhängiges Programm ist nur dank der Unterstützung der Stadt Zürich und des Kulturzentrums Rote Fabrik möglich. Dieses Jahr sind wir in einer ungemütlichen Situation. Wir warten noch auf den Entscheid des Zürcher Gemeinderates, der über die Weisung für die Jahre 2016 bis 2019 entscheidet. Zum Zeitpunkt der Drucklegung war dieser noch nicht gefallen. Ende 2015 haben wir entschieden, das Taktlos 2016 trotz dieser Unsicherheit durchzuführen. «Wenn eine Spezies nicht improvisieren kann, stirbt sie aus», meinte einst eine Ikone der frei improvisierten Musik, der britische Gitarrist Derek Bailey (1930–2005).
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18. April 2016, Fabrikjazz Zürich ◼︎
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PS: PS: Am 25. Mai 2016 bewilligte der Zürcher Gemeinderat mit 100 Ja gegen 20 Nein für die Jahre 2016–2019 einen wiederkehrenden jährlichen Beitrag für Taktlos und Unerhört ◼︎
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