:::: taktlos.09 ::::
5. Juni 2009 20:00 | bis | 7. Juni 2009 20:00 |
:::: Das taktlos.09 ist das sechsundzwanzigste seit 1984. Über ein Vierteljahrhundert mit waghalsiger Musik zwischen den Genres und abseits des Mainstreams liegt hinter uns. :
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:::: Es geht weiter im Grenzbereich von Jazz, zeitgenössischer Komposition, Ambient, Rock, Elektronik, Freejazz, Improvisation und Musique concrète. Die einzelnen Stränge verbinden und überkreuzen sich und parallel dazu wird das musikalische Erbe des Jazz gepflegt. Während drei Tagen sind zwei SolistInnen, zwei Duos, ein Trio und zwei Sextette zu hören. Mit Zeitkratzer aus Berlin steht gar ein elfköpfiges Ensemble auf der Bühne der Roten Fabrik. :
:::: Das Taktlos vernetzt dreiunddreissig MusikerInnen aus sechs europäischen Ländern, eingeschlossen sind dabei der Tontechniker und Lichtdesigner von Zeitkratzer. Dazu gesellen sich sechs MusikerInnen aus den USA und je eine Musikerin mit Wurzeln in Kanada und China. Seit dem ersten Taktlos von 1984 waren regelmässig viele MusikerInnen aus Europa zu hören, wobei sich die Auswahl damals weitgehend auf die beiden Deutschland, Frankreich, Holland und England beschränkte. Inzwischen sind regelmässig Gruppen aus dem skandinavischen Raum dabei und mit Eco d’Alberi ist seit längerem wieder einmal eine Gruppe aus Italien zu Gast. :
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:::::::::::: Die chinesische Guzheng-Spielerin Xu Fengxia, die seit 1991 in Deutschland lebt, eröffnet das diesjährige Programm zusammen mit dem in Uster wohnenden Schlagzeuger Lucas Niggli, der in Kamerun geboren wurde. In Europa finden so asiatische und afrikanische Roots zusammen und werden zu einer «contemporary worldmusic». Dabei kann es vorkommen, dass asiatischer Kehlkopfgesang auf die perkussive Vehemenz einer Metallband trifft, die in Afrika geerdet ist. Xu und Niggli stehen auf jeden Fall beispielhaft für MusikerInnen, die verschiedenste Einflüsse aufnehmen und auf kreative Weise mit ihren musikalischen Biografien verweben. :
:::: Das Sextett des Kornettisten Taylor Ho Bynum gehört zu einer innovativen jüngeren Szene in New York, die ihr Zentrum nicht mehr in Manhattan, sondern in Brooklyn hat. Einige der beteiligten MusikerInnen haben im kreativen Labor von Anthony Braxton wichtige Inputs erhalten. Mit dem Sextett und anderen davon abgeleiteten Formationen verfolgen sie aber ihre eigenen Wege, verknüpfen dabei Komposition mit Improvisation auf unaufgeregte Weise und haben ein offenes Ohr für die Tradition von Duke Ellington über Miles Davis bis zu Braxton. :
:::: Mit Luigi Archetti und Bo Wiget beschliessen zwei einheimische Musiker den ersten Abend. Nachdem ihre frühen Tüfteleien mit Gitarre, Cello und Elektronik im Studio als «Low Tide Digitals» vor zehn Jahren auf dem norwegischen Label Rune Grammofon veröffentlicht wurden, haben sie einige Jahre später den Sprung auf die Bühne gewagt. Inzwischen verfeinerten sie ihren Sound soweit, dass es schwierig ist, die Quellen zu lokalisieren, aber er darf seine Geheimnisse bewahren. :
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:::::::::::: Mit dem Auftritt des Pianisten Guus Janssen, der das Samstagsprogramm eröffnet, gehen wir am weitesten in die Taktlos-Geschichte zurück. Bereits 1986 spielte er mit seinem Sextett in Bern und Zürich und erfreute uns im darauf folgenden Jahr erneut mit seinem verspielten Witz. Jetzt bitten wir ihn über zwei Jahrzehnte später wieder auf die Bühne – besser spät als nie. :
:::: Auch grosse Formationen der zeitgenössisch komponierten Musik hatten gelegentlich ihr Fenster im Rahmen des Taktlos. Erinnert sei an die Auftritte des London Jazz Composers Orchestra von Barry Guy oder an Heiner Goebbels mit dem Ensemble Modern. Dieses Jahr ist Zeitkratzer aus Berlin unter der Leitung von Reinhold Friedl zu Gast. Ihre abenteuerliche Form von «Volksmusik» haben Sie so noch nie gehört. :
:::: Die vier jungen Musiker von Eco d’Alberi aus Italien spielen einen befreiten Jazz, vernetzen die Szenen von Rom, Bologna und Mailand. Das Solo tritt zu Gunsten des Kollektivs in den Hintergrund und lässt so eine Musik entstehen, die auch komponiert sein könnte. :
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:::::::::::: Die Multiinstrumentalistin und Sängerin Shirley Anne Hofmann aus Kanada ist in Neuchâtel angekommen und geblieben. Wenn sie zu den einfühlsamen Bildern des Stummfilms «Nanook of the North» spielt, wird ihre Affinität zum Norden und die Erinnerung an die alte Heimat spürbar. :
:::: Mit dem norwegischen Christian Wallumrød Ensemble steht die sensible Verbindung von Jazz und Klassik am Ende des diesjährigen Programms. So verweist Wallumrød auf die «New Conceptions of Jazz» und eine Zukunft, die wichtige Impulse aus dem skandinavischen Raum erhalten hat. :
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:::::::::::: Das Taktlos lässt dieses Jahr vor allem neue Beziehungen entstehen. Neunundzwanzig der beteiligten – vorwiegend jungen – KünstlerInnen treten erstmals im Rahmen des Taktlos auf. Nur Xu Fengxia, Frank Gratkowski, Luigi Archetti und Guus Janssen konnten Sie während den vergangenen fünfundzwanzig Wochenenden schon ein oder mehrere Male begegnen. Es sind also Entdeckungen möglich und für Überraschung ist gesorgt. Das «Fest des flüchtigen Augenblicks» für neugierige MusikliebhaberInnen geht weiter. Den abenteuerlichen Experimenten gehört die Zukunft. :
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:::::::::::: Fredi Bosshard, Mai 2009, Fabrikjazz Zürich :
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